Grundlagen | Broncholyse

Einleitung

Bei Vorliegen einer obstruktiven Ventilationsstörung ist es zur weiteren Differentialdiagnostik sinnvoll, deren Reversibilität zu überprüfen. Dabei erfolgt nach der Gabe eines Bronchospasmolytikums (kurzwirksame β2-Sympathomimetika oder Anticholinergika) die Wiederholung der Lungenfunktionsprüfung. Die Broncholyse spielt insbesondere in der Unterscheidung von Asthma bronchiale und COPD sowie bei der Evaluation von Lungenemphysem und Air Trapping eine wichtige Rolle.

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Neben der korrekten Applikation des inhalativen Medikaments ist hierbei insbesondere eine bestehende bronchodilatatorische Vormedikation zu berücksichtigen und ggf. rechtzeitig zu pausieren (Faustregel). Ein negativer Bronchospasmolysetest darf weder mit der Wirkungslosigkeit der antiobstruktiven Therapie gleichgesetzt werden, noch erlaubt er Vorhersagen über das Ansprechen der Therapie im Verlauf.


Indikation

Differentialdiagnostik der obstruktiven Ventilationsstörung.


Normalbefund und Normwerte

Als positiver Broncholysetest gilt ein Anstieg des FEV1 um mehr als 200 ml und mindestens 12% gegenüber dem Ausgangswert beim Erwachsenen. Dabei wird zwischen partieller und kompletter Reversibilität unterschieden. Zur spirometrischen Schweregradeinteilung der COPD werden die post-bronchodilatatorischen FEV1-Werte herangezogen.


Originalbefunde

Broncholyse mit signifikanter Zunahme des FEV1 bei spirometrisch leichter Obstruktion

55jährige Patientin. FEV1/VC = 53% und FEV1 = 45% der jeweiligen Sollwerte vor Broncholyse (links). Post-bronchodilatatorisch zeigt sich ein signifikanter Broncholyseerfolg mit Zunahme des FEV1 um 87% und 910 ml (rechts).

Befund Spirometrisch leichte Obstruktion. Signifikanter Broncholyseerfolg.



Airtrapping bei erhöhtem Residualvolumen und signifikanter Abnahme nach Broncholyse

77jähriger Patient. FEV1 = 38% des Sollwertes post-bronchodilatatorisch (rechts). Erhöhtes Residualvolumens RV auf 325% vom Soll, nach Broncholyse signifikante Abnahme auf 216%. Dies zeigt, dass ein Teil des gemessenen RV durch Broncholyse mobilisierbar ist und somit ein Air Trapping vorliegt. Das eigentliche Residualvolumen ist anatomisch fixiert und durch Broncholyse nicht zu beeinflussen.

Befund Schwere Obstruktion ohne signifikanten Broncholyseerfolg. Schweres Emphysem und Air Trapping.


Faustregel

Für das Pausieren der kurzwirksamen β2-Sympathomimetika werden Mindestabstände von 6 Stunden vor Durchführung der Broncholysetestung empfohlen, für langwirksame β2-Sympathomimetika 24 Stunden, Anticholinergika 12(-24)h, Antihistaminika 2 Tage und β-Rezeptorenblocker 24h.