Grundlagen | Spirometrie qualitativ

Einleitung

Bei der Spirometrie atmet ein Patient ruhig ein und aus. Dann wird ein Tiffeneau-Manöver durchgeführt, d.h. der Patient atmet zunächst die gesamte Luft aus, dann so tief wie möglich ein und im Anschluss so schnell wie möglich aus (forcierte Exspiration). Hierbei können verschiedene Werte wie FEV1, Vitalkapazität und Atemstromstärke (Spirometrie quantitativ) gemessen werden. In der Fluss-Volumen-Schleife wird dann das geatmete Luftvolumen (x-Achse) gegen die Atemstromstärke (y-Achse) aufgetragen. Manchmal sind x- und y-Achse auch vertauscht.

Bei der Einatmung geht die Kurve von rechts nach links und von der Nulllinie nach unten, sie verläuft dabei bauchförmig. Bei der Ausatmung verläuft die Kurve von links nach rechts und von der Nulllinie nach oben mit einem steilen Anstieg und einem langsamen Abfall in einer Geraden.
Veränderungen dieses Verlaufs sind typisch für die Ventilationsstörungen:

  • Eiform der Kurve bei Restriktion
  • Sesselform bei Obstruktion ggf. mit Emphysemknick
  • Bockwurstform bei Trachealstenose (bzw. extrathorakaler Stenose)
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Der Atemfluss ist definiert als negativ bei der Einatmung (daher Inspiration nach unten) und positiv bei der Ausatmung (daher Exspiration nach oben). Die Form der Kurve lässt sich dadurch erklären, dass bei der Inspiration der Fluss zunächst kontinuierlich ansteigt und dann wieder abfällt. Daher hat die Kurve bei der Inspiration einen Bauch nach unten. Bei der forcierten Exspiration wird schnell (innerhalb von 120 ms) die maximale Atemstromstärke (peak flow) erreicht und es kommt dann zum linearen Abfall der Stromstärke.

Bei einer Restriktion ist vor allem die Vitalkapazität vermindert. Der Atemfluss ist in seiner Form nur gering beeinflusst (der peak flow allerdings vermindert), da eine Restriktion das Lungengewebe und nicht die Bronchien betrifft. Daher wird die Kurve auf der Volumen-Achse verschmälert, jedoch auf der Fluss-Achse kaum gestaucht, so dass die typische Eiform entsteht.

Bei der Obstruktion ist aufgrund des erhöhten Widerstandes in den Bronchien vor allem der Atemfluss vermindert. Veränderungen der Vitalkapazität treten nur bei zusätzlichem Emphysem auf, wenn das Residualvolumen auf Kosten der Vitalkapazität erhöht ist. Daher kommt es zur typischen Sesselform mit Stauchung auf der Fluss-Achse und kaum Veränderungen auf der Volumen-Achse. Ein zusätzlicher Emphysemknick entsteht, wenn es während der Exspiration zum Bronchiolenkollaps mit akuter Reduktion des Atemflusses kommt.
Die Vitalkapazität kann beim Lungenemphysem aber trotz vergrößertem Residualvolumen normal oder sogar größer als normal sein. Das liegt daran, dass das Emphysem mit Verlust eines großen Teils der elastischen Fasern des Lungengewebes einhergeht, die für die Retraktionskraft der Lunge verantwortlich sind. Da es diese Retraktionskraft ist, die das Ausmaß der Inspiration begrenzt, steigt auch die totale Lungenkapazität, was oft zu einer normalen VC führt. Allerdings sind die elastischen Fasern auch maßgeblich für das Offenhalten der Bronchien bei forcierter Ausatmung verantwortlich, so dass ihr Verlust mit einem kollaptischen Bronchialsystem und somit mit einer Obstruktion einhergeht.


Indikation

Dyspnoe, Verdacht auf obstruktive oder restriktive Ventilationsstörung.


Normalbefund und Normwerte

Spirometrie Normalbefund

31-jährige Frau. Befund Unauffälliger, geschlossener Kurvenverlauf.


Originalbefunde

Spirometrie Restriktion mit Eiform   Spirometrie Obstruktion mit Sesselform

72-jähriger Mann.

Befund Im Vergleich zum berechneten Normalverlauf (schwarzes Dreieck) typische Eiform einer Restriktion.

 

77-jähriger Mann.

Befund Typische Sesselform einer Obstruktion. Geringe Veränderung der Kurve vor Broncholyse (blau) zu nach Broncholyse (rot).



Spirometrie Emphysem mit Sesselform und Emphysemknick   Spirometrie Emphysem mit Sesselform und Broncholyse

67-jährige Frau.

Befund Typische Sesselform einer Obstruktion mit zusätzlichem Emphysemknick. Keine Veränderung unter Broncholyse.

 

55-jährige Frau.

Befund Typische Sesselform einer Obstruktion vor Broncholyse (blau). Fast normale Kurve nach Broncholyse (rot).